VERWINCKELT

Ein Kooperationsprojekt zu Johann Joachim Winckelmann im Schwulen Museum* mit der Johannes-Schule-Berlin /// 2017

Winckelmann gilt als Schlüsselfigur der klassischen Kunstgeschichte und Archäologie, seine Antiken-Rezeption begründete einen bis heute nachwirkenden „Kanon des Schönen“. Mit der Ausstellung „Winckelmann. Das göttliche Geschlecht“ zeigt das Schwule Museum* ab dem 16. Juni 2017 die queere Seite Johann Joachim Winckelmanns (1717-1768).

Dass ausgerechnet eine derart offen seinen homoerotischen Neigungen nachgehende Figur wie Winckelmann die klassische Kunstgeschichte so nachhaltig beeinflusste, ist von der Forschung bisher marginalisiert worden.

In der Vorbereitung zur Ausstellung haben sich an fünf Workshop-Tagen 18 Schüler_innen der 11. und 12. Jahrgangsstufe der Johannes-Schule-Berlin/Schöneberg in Archiv und Museum mit Winckelmanns Biografie, der griechischen Antike und deren Geschlechterbildern, Norm und Kanon auseinandergesetzt und dabei auch die blinden Flecken in Winckelmanns Perspektive offen gelegt. In den Workshoptagen wurde – ganz im Sinne Winckelmanns – ein kritischer analytischer Blick auf das Material angelegt: Warum werden weibliche antike Statuen meist bedeckt dargestellt, die männlichen hingegen nackt? Gibt es auch heute einen Kanon der Geschlechterbilder? Was ist eine Norm? Was wird von ihr verdeckt, wer ausgeschlossen? Wie kann man die Norm, die immer auch eine Wertung in sich trägt, brechen?

Dabei konnten die Schüler_innen nicht nur einen „Blick hinter die Kulissen“ bekommen und die Vorbereitungen der Ausstellung mitverfolgen, sondern auch die Geschichte des Schwulen Museums* kennenlernen.

Festgehalten wurden diese Auseinandersetzungen von den Schüler_innen in einem 24-seitigen „Zine“, einem selbstgemachten, kleinen DIY-Heft, das in kreativen Beiträgen einen neuen und durchaus auch kritischen Blick auf Winckelmann wirft. Das Zine mit dem selbstgewählten Titel „Verwinckelt“ wird begleitend zur Ausstellung im Schwulen Museum* kostenfrei ausliegen. Zudem wird das Zine von den Schüler_innen am 19./20. Juni 2017 auf einer von der Klassik Stiftung Weimar ausgerichteten Schüler_innentagung vorgestellt und gemeinsam mit weiteren Jugendgruppen diskutiert.

Das Projekt wurde durch die Klassik Stiftung Weimar gefördert.

Konzept: Wolfgang Cortjaens, Carina Klugbauer, Sandra Ortmann, Emanuele Valariano
Workshopleitung: Wolfgang Cortjaens, Carina Klugbauer, Emanuele Valariano
Teilnehmende Schüler_innen: Leana Ardeleanu, Luis Gonzales-Bessler, Helena v. Glahn, Ruben Hühne, Clara Jahn, Emmelie Jenßen, Lucas Kurz, Valeska Linz, Lucia Potthoff-Lumbreras, Tim Potthoff-Lumbreras, Lara-Gia Pählchen, Bruno Rodatus, Sahatsawat Rohnke, Chrissie Schäfer, Benjamin Schmidt-Troschke, Adeola Steinfeld, Eva-Charlotte Vonhof, Eric Weseman
Betreuende Lehrkräfte: Kathrin Ermeling, Henning Küpper, Hansjörg Fischer
Zeitraum: 30. März – 19. Juni 2017
Kooperationspartner_innen: Schwules Museum*, Jugend im Museum e.V., Klassik Stiftung Weimar, Johannes-Schule-Berlin/Schöneberg